Meraner Höhenweg 2014

Einmal um die Texelgruppe vom 31.07.2014 bis 06.08.2014
Meraner Höhenweg
Meraner Höhenweg

Ende Juli brachen sieben Bergsteiger mit einem Kleinbus in Weinheim auf, um nach Partschins im Vinschgau die Bergtour in der Texelgruppe zu beginnen. Ab jetzt ging uns für die Dauer der Tour kein „Sie“ mehr über die Lippen, zumal diese Höflichkeitsform auch im Vinschgau abseits der größeren Siedlungen weitgehend unbekannt scheint. Zu uns Fünfen, die sich schon von einigen Reisen und Wanderungen kannten, waren noch zwei Neue gekommen, die prima in die Gruppe paßten. Walter Hebling hatte wieder einmal alles organisiert. 


Auf dem Parkplatz „Birkenwald“ unweit des Partschiner Wasserfalls wurde geparkt, danach gings mit Rucksack dem Wegweiser entlang, vorbei an den stürzenden Wassermassen zum Berggasthof Giggelberg, wo nach vielen Schweißtropfen das ersten Übernachtungsquartier lockte. Hier bezogen wir die Schlafkammern und bald winkte ein köstliches Abendessen mit entsprechenden Getränken, noch bereichert um den Blick auf das Panorama der Rosengartengruppe. Auch an den folgenden Tagen waren wir mit Speis und Trank immer aufs Höchste zufrieden und konnten fast jedesmal rechtzeitig vor einem Regenguß eine Rast in einer Gaststätte am Weg einlegen. 

Der erste richtige Wandertag führte uns mit dem Blick ins abfallende Etschtal hinein nach Süden auf die Höhen über Meran zu, hier wie so oft auch später auf schmalen Pfaden mit Wurzeln, Treppen und Steinen, immer wieder bereichert durch gut gefüllte talstürzende Wasserläufe und einen Aussichtsbalkon ins Tal hinaus. Die erste beschauliche Rast war an der neuerbauten Nassereith-Hütte im Grünen. Nach guter Wanderung über viele Kilometer, vorbei an der Tablander-Alm, dem Hochganghaus, entkamen wir einem Gewitter und erreichten rechtzeitig das Nachtquartier, den Thalbauerhof hoch über dem Dorf Tirol und der Stadt Meran. 

Meran: Sonnenuntergang im Rosengarten
Meran: Sonnenuntergang im Rosengarten

Am nächsten Morgen war das Gewitter statt in der Luft dann in den Waden (laut Wanderplan „ein fast gemütlicher Tag“), aber tapfer schritten wir mit faszinierenden Blicken nach Meran weiter in das Tal der Passer nach Norden zum kleinen und heimeligen Valtelehof zur Übernachtung. Bei Tisch trafen wir einen studierten Südtiroler, der im Dienste des Weinbaues und einer großen Chemiefirma lange Jahre die Welt bereist hatte und uns in seiner Klugheit sogar ausführlich belehren konnte, wie es in Weinheim so zugeht. Uns waren die zu Hause gebliebenen Südtiroler dann doch lieber, immer freundlich, offen und zu einem kleinen Gespräch bereit.

Der Sonntag brachte uns dann wieder mehr nach Westen, hier macht das Passertal eine scharfe Kurve. Die Rast war diesmal bei einem kleinen, alten Bauernhof in einem wirklichen Paradies von Nutztieren aller Arten und Blumen aller Farben vom Brunnen bis zur Dachrinne und noch in die Speisen hinein (also nur die Blüten!). Unsere Stimmung hielt sich dann irgendwo zwischen Begeisterung und Rührung und die Gefühle klangen noch lange nach. Der Weg zog sich noch lange hin und in dem kleinen Ort Pfelders hat man uns die Mühe auch angesehen, denn Einer rief spottend vom Rand: „Der Berg ruft!“. Ich hatte zu dieser Zeit aber nur den Ruf des Radlers gehört. – So erreichten wir den „Zeppichl“, und den hat der Tourismus auch gut erreicht, was aber der Qualität zu Gute kommt.

Meran: Zerstörte Stettiner Hütte
Meran: Zerstörte Stettiner Hütte

Am Montag wurde es dann bald richtig alpin, denn es ging zur Stettiner Hütte bis auf 2875 Meter Höhe. Schneefelder waren zu durchqueren, gleich nebenan die Frühlingsblumen zu bewundern. Der Winter hatte gefährliche Schneemassen gebracht, sodaß die Lawinen sich nicht an die gewohnten Wege hielten und die Hälfte der Stettiner Hütte wegrissen, die Trümmer liegen noch im Gelände; in der ganz gebliebenen Häfte Notbetrieb und Notlager für Erschöpfte, die gar nicht weiter können. (öfter haben wir unterwegs gestaunt, welch kleine Kinder über die Berge und durch Wind und Wetter geschleift werden – ob das so immer richtig ist?). Mit „Stettiner Hütte“ können die Italiener nichts anfangen. So heißt diese offiziell „Rifugio Francesco Petrarca“. Was hat ein Dichter der Renaissance mit einer Alpenhütte zu tun? Da hilft Freund W. aus dem Internet weiter: Dieser Herr hat im Jahr 1336 ausschließlich zu seinem Vergnügen einen fast zweitausen Meter hohen Berg bestiegen und gilt daher als „Der Vater der Bergsteiger“ und „Der Begründer des Alpinismus“.
Nach einer sehr wohltuenden Rast ging es dann noch ein paar Meter höher zum Eisjöchl und von der Höhe dann ins Fossental hinein. Übernachtet wurde in der Eishof-Alm. Unseren Füßen zuliebe haben wir die letzte Etappe abgekürzt, sind bei Karthaus ins Schnalstal gegangen und haben mit öffentlichen Verkehrsmitteln wieder zu unserem Bus gefunden. 

Walter und auch H. brachten uns schnell und sicher wieder nach Hause, die Reise schlossen wir in vertrauter Runde am späten Abend in einem italienischen Restaurant in der Weststadt ab; Claudia trug dazu noch ein ganz frisches Dankgedicht an Walter vor. Wir waren uns alle einig: Es war wieder einmal großartig mit dem Alpenverein!


Hans Schlabing